Urlaub 2022

Endlich mal wieder ins Ausland. Diesmal in die Normandie. Die anderen Ziele, die in der engeren Wahl waren, sind dann doch aus politischen und wettertechnischen Gründen ausgeschieden. Nach noch 2 Tagen etwas schlechterem Wetter war eine Wetterbesserung am Ärmelkanal vorhergesagt … Also: Auf nach Frankreich.

Tag 1

Wir sind dieses Jahr überraschend schnell losgekommen. Packen lief wie am Schnürchen, es hat nichts gefehlt, es musste nichts mehr „schnell noch“ … Also eigentlich konnten wir kurz nach Mittag schon los … Hmmmm. Na dann fahren wir doch einfach.

Der übliche Stopp bei Bäcker (letzte Heimatverpflegung) und Tankstelle (letzte Luftdruckkontrolle) war dann auch schnell erledigt und es ging ab auf die Autobahn in Richtung Westen. In gewohnt gemütlichem Tempo zockeln wir weiter und begannen, das erste Hörbuch einzulegen. Ohne Stress einfach mal sehen, wie weit wir heute noch fahren wollen parkten wir nach einem kurzen Einkauf in Merzenich auf dem Stellplatz in Düren ein.

Kaum angekommen und eingeparkt, auf der Suche nach dem örtlichen Bezahlsystem dann komische Geräusche. Für uns Bayern ist das ja wirklich echt ungewohnt, dass man vor dem Auto steht und plötzlich ein Muezin von irgendwoher zum Gebet ruft… Im ersten Moment echt komisch, es kommt der Gedanke auf, dass man sich krass verfahren hat… Aber nach einem kurzen Blick auf Google-Maps ist dann klar, dass da ein paar 100m vom Stellplatz weg eine Moschee ist. OK, dann ist das da so üblich. Hat uns einfach nur ein wenig überrascht, weil wir das bei uns zuhause nicht kennen.

Tag 2

Wir fahren weiter bis Le Treport. Hier beginnt der erste Teil der normannischen Küste, die „Alabasterküste“. Wir finden tatsächlich noch einen Platz in der 1. Reihe direkt an der Straße oben auf den Klippen. Und wir hatten nicht mit diesem schönen Wetter gerechnet, es war tatsächlich grossenteils T-Shirt-tauglich, so dass all unsere warmen Klamotten im Schrank blieben.

Unglücklicherweise ist dann Juliane am Eingang zum Stellplatz noch gestürzt und hat sich eine Jeans ruiniert und das Knie derbe aufgeschürft…

Nachdem wir uns am Stellplatz grob eingerichtet hatten, ging es los, um noch kurz das Städtchen zu erkunden. Wir spazierten oben an den Klippen neben den Schafen entlang. Eine unendlich scheinende Treppe ging dann schliesslich nach unten. Harry hatte schon ein bedrückendes Gefühl, dass er das ja wohl auch alles wieder nach oben … naja. „Wat mutt, dat mutt“. Unten angekommen findet man tatsächlich nette Gassen und sehr schöne bunte Häuser. Ob man hier leben möchte steht allerdings auf einem anderen Blatt. Wir wollen es ruhig angehen und machen uns nach einem kurzen Besuch beim Bäcker wieder auf den Rückweg. Wie wir am Ende der Riesentreppen schon gesehen hatten, gibt es für den Rückweg auf die Klippen eine Standseilbahn. Und der Hammer: Die ist von der Gemeinde und ist komplett gratis! Also nichts wie rein in die Kabine und kurz darauf stehen wir wieder oben in der Nähe des Wohnmobilstellplatzes. Genial!

Nachts wird es da oben noch ein wenig stürmisch, aber wir sind froh, endlich am Startpunkt unserer Normandie-Erkundung angekommen zu sein.

Tag 3

OK, kaputte Jeans, kein Doppelnippel für die Wasserbefüllung, kein … Wir mussten als erstmal in diversen Läden einkaufen. Von daher weiter in Richtung Dieppe. Dort gibt es alles an grossen Läden, die das haben, was wir jetzt brauchen. Klamotten bei D***thlon, Doppelnippel bei LeC***c, … Supermarkt für den täglichen Bedarf findet sich auch.

Um das alles dann nicht weiter zu triebn sind wir eben in Dieppe auch gleich auf den örtlichen Stellplatz gefahren. Schadet ja nicht, wenn der mitten in der Stadt unten am Hafen ist. Angekommen, eingeparkt und losgelaufen in die belebte Innenstadt und Fussgängerzone. Wir können noch in aller Ruhe einen Kaffee/ein Bierchen trinken und uns auch glatt noch die Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen.

Wir laufen weiter zur Kirche „Église Saint-Rémy de Dieppe“, danach noch kurz zu einem wahrscheinlich früheren Stadttor „Porte des Tourelles“. von da aus haben wir dann auch mal einen kurzen Blick auf die Burg geworfen, die oberhalb der Stadt am Hang wohnt.

Zurück durch die Stadt wollten wir eigentlich noch die Kathedrale Saint-Jacques ansehen, die war jedoch aufgrund heftiger Renovierungen geschlossen. Bestimmt ein Grund, nochmal hierher zurückzukehren.

Tag 4

Sonntag. Dauerregen. Weiter über Veules-les-Roses (nix mit dem kürzesten Fluss: Regen), … Zwischenstopp oberhalb von Saint-Valery-en-Caux an einem einsamen Stellplatz neben dem „Monument Costes et Bellonte„. War zwar ein echt netter Stellplatz, aber es war uns noch zu früh und wir wollten weiter. Deshalb sind wir nur kurz spazieren gegangen und haben uns diesen Gedenkplatz angesehen. Da sind also zwei tollkühne französische Helden im Jahre 1930 tatsächlich von Paris bis nach New York geflogen … OK, der Herr Lindbergh ist diese Strecke ja 3 Jahre früher auch schon geflogen … Aber eben in der „Weichei-Variante“, bei der man mit den Winden fliegt und eben deutlich weniger Sprit braucht. Die beiden Franzosen sind also da schon deutlich höheres Risiko gefahren 🙂 Wir haben uns das dann für die nächsten Runden Trivial Pursuit gemerkt, falls mal auftaucht „Wer hat fliegend das erste Mal den Atlantik überquert“ … Das kann man dann prima mit einer Gegenfrage kontern a la „West nach Ost“ oder „Ost nach West“ ??? Ist ja wohl ein drastischer Unterschied 🙂

Es war noch zu früh, um an diesem netten Stellplatz auch zu bleiben, also sind wir weitergefahren und haben versucht, direkt an der Küste zu fahren. Das dazwischen gelegene Atomkraftwerk ist so dezent in den Klippen verborgen, dass man es fast übersehen könnte. Der nächste Stellplatz in Veulettes-sur-Mer war dann echt nicht chic und es war sowieso noch recht früh, also sind wir weiitergefahren in Richtung „Les Petites-Dalles“. Ein kurzer Stopp am Hafen samt ebenso kurzem Spaziergang, Immerhin hat der Blick auf die Klippen dann doch den Herrn Monet zu einem Bild inspiriert „Le falaises des Petites-Dalles“ … Ein zufälliger Plausch mit einem netten holländischen Ehepaar die uns darüber aufklärten, dass es auf dem Parkplatz einen Imbiss in einem alten Bus mit den besten Fritten weit und breit gäbe… Den Bus hatten wir natürlich schon gesehen nur leider war der Imbiss zu.

Weiter auf dem Weg lag dann noch Chateau Sissy. Anscheinend ist das wohl schon einige Jahrzehnte/-hunderte lang eine sehr nette Gegend. Die Fahrt endet an diesem Tag auf dem Stellplatz am Cap Fagnet. Auch wieder ein sehr schöner Stellplatz oberhalb von Fecamp , Am Abend gibt es dann Hackbällchen mit Reis und Bohnen.

Tag 5

Am nächsten Morgen dann rein nach Fecamp. Auch hier wieder eine beeindruckende Kirche „Église Saint-Étienne„. Es riecht nach Weihrauch, es gibt schöne Bilder. Wenn man in dieser Stadt ist, sollte man sich unbedingt das Palais Bénédictine ansehen. Wenn man dieses Haus mit all seinen Türmchen, Zinnen, Schnörkeln, … ansieht würde man niemals auf die Idee kommen, dass es „einfach nur eine Likörfabrik“ ist. Aber das ist es. Selbstverständlich mit Museum, Shop, Tastingbar, also allem, was so dazugehört. Der Likör ist tatsächlich recht gehaltvoll und lecker. Erinnert irgendwie an Drambuie (schottischer Honig-Whisky-Likör).

Irgendwie scheint an diesem Tag keine Scheckkarte zu funktionieren und in dem Shop und der Bar ist Barzahlung mangels Kasse bzw. Wechselgeld eher schwierig … Also geben wir ein wenig mehr Trinkgeld und verlassen den Ort mit einer neuen Flasche Likör…(Die Kreditkarte muss auch für den Auslandseinsatz erst freigeschaltet werden.)

Weiter ging die „wilde Fahrt“ über Yport nach Etretat. Dort sind wir dann mal wieder auf einen offiziellen Stellplatz gefahren, um alles mit Ab-/Wasser zu regeln. Da haben wir uns dann auf die Fahrräder geschwungen und sind in Richtung Strand aufgebrochen. In der sehr schönen Bucht war dann die Frage „Links hoch oder rechts hoch ?“. Wir haben uns dann dafür entschieden, nach rechts oben zu laufen, um von dort aus einen guten blick auf das Klippentor zur Linken zu haben. Und es war tatsächlich sehr schön da oben. Wir haben das Kleinste der drei Felsentore dann auch noch von oben gesehen und hatten einen phantastischen Blick auf einen der zwei grossen Bögen.

Auf dem Rückweg sind wir dann noch in die Gärten von Etretat. Der Garten (Info) ist wirklich wunderschön und hat wohl auch schon den ein oder anderen Preis gewonnen. Es ist grün, es ist ruhig, aus diversen Ecken hört man leise Entspannungsmusik und mitten in den Grünanlagen haben sich noch ein paar Künstler austoben dürfen.

Zurück am Strand (da parkten die Fahrräder) mussten wir dann feststellen, dass es in der Nachsaison wohl eher mau mit Rastaurants aussieht, die hatten dann so gegen 18:00 schon mehr oder weniger zu. Also sind wir dann doch zurück und haben uns abends ein „Wurstexperiment“ zubereitet. Dank Google-Übesetzer haben wir herausgefunden, dass wir die 2-3 Tage zuvor gekaufte Wurst im Wasserbad erstmal einige Zeit köcheln sollten … Naja, war ein Experiment, aber kulinarisch bestimmt kein voller Erfolg.

Tag 6

Nach all der schönen Landschaft und den tollen Klippen kam dann zum einen der Bedarf nach „geballter Zivilisation“ in Form eines grossen Einkaufszentrums und zum anderen der mehr oder weniger eklatante Mangel an tollen Aussichten, Klippen, … Nutzt sich ja gedanklich auch irgendwann ab 🙂

Also sind wir mehr oder weniger direkt einfach nach Le Havre gedüst, um dort in einen grossen Supermarkt zu gehen. War insgesamt auch ein recht grosser Erfolg, wir haben wieder mal festgestellt, wie pragmatisch die Franzosen mit neuen „Segnungen“ unserer digitalen Welt umgehen. Also an der Kasse scannt man alles selber, zahlt wie immer per Karte und darf dann nur mit dem Barcode auf der Quittung tatsächlich den Laden verlassen. In dem ganzen Einkaufszentrum (Ja, auch hier haben viele Läden geschlossen, sind nicht mehr da, … wohl auch Opfer unserer allseits neuen Lieblings-Pandemie) konnten wir dann auch noch eine Apotheke finden, um neue Mittelchen zu finden mit denen Juliane ihr lädiertes Knie verpflastern konnte.

Frisch betankt mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Dingen sind wir dann weiter auf der „Pont de Normandie“ über die Seine in Richtung Honfleur gefahren: Und da sind wir mal in einem echt absolut schönen Städtchen gelandet… Holy Moly war das nett. Nicht umsonst kommen viele bekannte Künstler und Kulturschaffende aus diesem zauberhaften Ort.

Nach einem mehr oder weniger ausgedehntem Bummel sind wir dann abends doch mal essen gegangen, um endlich mal die lokale „Spezialität“ moules frittes zu probieren, also Muscheln mit Fritten. Ja, es war OK, wir haben dann noch einen Nachtisch verputzt und eine weitere wichtige Lektion zum Thema „Essen gehen in Frankreich“ gelernt: Bestelle nie die Gerichte einzeln, sondern sieh zu, dass Du ein mehrgängiges Menu bestellst, in dem Deine Wunschgerichte enthalten sind … Wir hätten uns wohl einige Euros sparen können. Aber naja, man lernt ja gerne was auf Reisen.

Tag 7

Am nächsten Tag ging es dann von Honfleur aus weiter. Bei Le Havre endete dann definitiv die normannische Küste mit den richtig hohen Klippen und wir kamen in die Gegend, die sich auch die allierten Kräfte damals für ihre Landung zum Kampf gegen die Deutschen ausgesucht hatten, also in die Gegend der Landungsstrände.

Vorher noch ein kurzer Stopp in „Trouville-sur-Mer“ mit seinem sehr schönen Fischmarkt. Dort angekommen stellten wir fest, dass nicht nur Fisch- sondern anscheinend auch Wochenmarkt war. Es war ein sehr entspannter Bummel durch die Stände. Und hier musste Harry dann auch das erste Mal in seinem Leben Austern probieren. Die Fischverkäufer haben gleich kleine Tischchen und eine Miniküche, um den Fang dann auch gleich vor Ort zu servieren. Wir haben uns dann mit Händen und Füssen verständigen können, dass Harry nur 3 Austern mal zum Probieren haben möchte. Dazu noch ein paar Langusten und 3 Jacobsmuscheln. Dazu ein Gläschen Wein…alles wunderbar. Naja, den allgemeinen Hype um Austern konnte er dann auch nicht wirklich verstehen, aber die Muscheln waren butterzart und extrem lecker. Man hätte sich vielleicht vom Bäcker nebenan noch ein kleines Baguette holen können, aber es hat auch so geschmeckt.

Bestens gestärkt ging es danach vorbei an Sword- und Juno-Beach weiter bis nach Arromanches-les-Bains. Wir standen oben auf den Hügeln und blickten runter aufs Meer und den Strand…Wenn nicht hier die Hinterlassenschaften der Landung der Allierten im 2. Weltkrieg deutlicher sichtbar sind, wo dann? Mitten im Meer vor dem Strand liegen riesige versenkte Betonblöcke als Zeugen einer ehemaligen Kaimauer. Es ist echt unfassbar, was die Allierten damals in wenigen Tagen aufgebaut haben, welch organisatorische und logistische Meisterleistung hier vollbracht wurde. Innerhalb weniger Tage und Wochen wurde hier mit vorgefertigten Teilen eine riesige Hafenanlage errichtet, die den ersten Erfolg der Landungen am D-Day überhaupt erst zu einem dauerhaften Erfolg werden liessen. Denn hier kam der dringend benötigte Nachschub an, weil es keinen anderen Hafen gab.

Tag 8

Am nächsten Tag war es dann mal an der Zeit, einige Gedenkstätten zum Thema D-Day und die dazugehörigen Militärfriedhöfe usw. in das Reiseprogramm aufzunehmen. Am Vormittag sind wir dann erstmal nach Longues-sur-Mer. Dort angekommen haben wir einen Spaziergang gemacht, eine ganze Menge an Bunkern gesehen und nochmals einen letzten Blick zurück auf die große Hafenanlage in Arromanches machen können.

Danach ging es weiter in Richtung Omaha Beach und den direkt dort liegenden Friedhof der amerikanischen Landungstruppen. Nachdem wir die Sicherheitskontrollen dort von unserer friedfertigen Absicht überzeugen konnten, sind wir auf das Gelände gekommen.

Harry hatte vor der Abreise noch von seinem Vater erfahren, dass sein Großvater „irgendwo bei Caen“ auf einem Militärfriedhof begraben sein solle. Nach kurzer Recherche bot der Friedhof in La Cambe die größten Chancen. Dorthin wurden einige andere kleinere frühere Friedhöfe zusammengelegt. Und tatsächlich haben wir dann dort da Grab gefunden….Irgendwie war es dann schon ein wenig komisch, dort als erster noch lebender Nachkomme zu stehen und die Stimmung auf diesen Friedhöfen ist auch noch „ganz speziell“, irgendwie nicht mit einem heimischen Friedhof zu vergleichen. Man kriegt hier irgendwie schon noch ein extra Sahnehäubchen „Geschichte“ einfach mal ungefragt oben draufgehauen.

Nach all der „Kultur“ standen dann erstmal so banale Dinge wie Einkaufen und Wäsche waschen auf der Tagesordnung. Nachdem es in Frankreich bei vielen großen Supermärkten ja auch gleich diese netten Mini-Waschsalons (Revolution) direkt auf dem Parkplatz gibt, lässt sich beides wunderbar kombinieren. Wäsche in die Maschine und dann hat man saubere 30 Minuten Zeit zum Einkaufen…Danach noch die Wäsche in den Trockner und auf dem Parkplatz mal einen Kaffee kochen und einen kleinen Imbiss einnehmen. Sehr praktisch! Das haben wir dann samt kurzem Tankstopp alles zügig erledigt und nebenbei noch eine kleine Reparatur an unserem Grauwasserventil durchgeführt (war undicht, weil sich da irgendwie Dreck im Magnetventil abgesetzt hat). Danach sind wir an der Küste noch ein wenig weitergefahren, um und uns einen Stellplatz für die Nacht zu suchen.

Haben wir dann an einem Denkmal am Utah Beach auch wunderbar gefunden und abends haben die Spaghetti mit Hackfleischsauce auch ganz toll gemundet.

Tag 9

Los ging es an diesem Tag zu einer der längsten Strecken im Urlaub. Nach den Aufbruch vom Utah Beach in Richtung Norden kamen wir zuerst mal nach Sainte-Mère-Église. Vor dem Besuch der dortigen Kirche musste Harry erstmal zum Bäcker, die Croissants sind einfach zu verführerisch 🙂

Nachdem wir uns ja mittlerweile daran gewöhnt hatten, dass Bargeld in Frankreich etwas sehr Exotisches ist, hat uns dann doch das Kartenlesegerät bei den Opferkerzen endgültig „den Vogel rausgehauen“. Irgendwie kommt man sich da als Deutscher ein wenig rückständig vor (auch wenn ich aus diversen Gründen dann doch schon noch auf Bargeld bestehe).

Weiter ging die Fahrt dann nach Bonfleur, welches angeblich „sooo wunderschön“ sein soll … Naja, fanden wir dann eher nicht. Es ist nett, aber kommt nicht mal ansatzweise an den Charme von Honfleur ran. Der Hafen bei Ebbe ist nett anzusehen, wie die Boote da auf dem Trockenen liegen wie Fische, die nach Luft schnappen, aber das war es dann auch irgendwie schon. Wahrscheinlich haben wir die echten Highlights dort verpasst, aber das war bestimmt nicht unser letzter Besuch in der Gegend. Von daher sind wir dann auch relativ schnell weiter in Richtung Cherbourg gedüst.

Auch in Cherbourg haben wir uns nicht wirklich lange aufgehalten. War einfach nicht der Tag, an dem uns der Sinn nach „größerer Stadt“ stand, eingekauft hatten wir ja am Tag vorher schon. Also weiter an der Küste entlang und immer mal wieder zwischendurch anhalten und die Aussichten auf diese wunderschöne Küstenlandschaft geniessen.

Weiter ging es auf der Route de Cap in Richtung Phare de Goury, dem westlichsten Punkt der Normandie. Danach vorbei an der Wiederaufbereitungsanlage La Hague und dann ein wenig nach Süden bis nach Siouville-Hague. Dort sind wir dann nach einem Besuch beim Bäcker noch in einem Restaurant am Strand eingefallen, um uns zwei wunderschöne Galettes zu gönnen. Der weite Sandstrand dort scheint ein echtes Paradies für Surfer, Kitesurfer, Kitefoiler, usw. zu sein. Es waren Unmengen von denen abends noch unterwegs.

Der Stellplatz hier war auch recht nett und es war ausreichend Platz vorhanden.

Tag 10

Am nächsten Tag ging die Fahrt weiter von Siouville – Hague in Richtung Süden. Die ganze Küste entlang ziehen sich kilometerlang riesige einsame Sandstrände. An einem davon am Cap de Carteret haben wir dann mal einen ausgiebigen Strandspaziergang unternommen. Am Ende des Strands sah man oben einen Leuchtturm und eine sehr gut versteckte Ruine, die wir allerdings nicht besucht haben, war zu weit oben vom Strand aus.

Von da aus ging es nach einem kurzen Einkauf weiter über Port-Bail und das Chateau de Pirou an den Strandstellplatz mit Blick auf Mont St. Michel. Der Stellplatz war fast ein wenig versteckt neben dem örtlichen Fussballplatz ohne irgendeine Beschilderung, entpuppte sich dann aber als wunderschön. Noch um Klassen schöner waren die Dünen auf dem Weg zum Strand (und ja, da waren auch kitschige Reiter unterwegs) und am Ende ein absolut phänomenaler Ausblick auf Mont. St. Michel. Schon toll, wie weit man diesen Felshügel sehen kann.

Tag 11

Am nächsten Tag musste es dann eben sein, das absolute Touri-Highlight in der Normandie: Mont St. Michel. Bei der Anfahrt auf die riesigen Parkflächen in 3km Entfernung konnten wir die Leere kaum fassen. Es waren max. 1/4 der Flächen mit Autos belegt. Mit dem Wohnmobil mussten wir natürlich ganz nach hinten auf die dortigen Stellplätze. Trotz der wenigen Autos hatte sich vor den Shuttlebussen doch eine ordentliche Schlange angesammelt, so dass wir beschlossen, die 2-3 km zum Felsen zu laufen.

Je näher man dem Hügel kommt, desto imposanter wird er. Es ist schon wirklich atemberaubend, was die Menschen im Mittelalter hier an Material rangeschafft haben, um diese riesige Abtei zu bauen und was sie dann alles an Steinen hoch auf den Hügel geschleppt haben. Aber es war dann schlussendlich wirklich „komplett leer“. Mitten auf der riesigen Eingangstreppe haben wir dann eine Angestellte gefragt, ob denn vor der Kasse eine lange Schlange wäre…Einen mitleidigeren Blick kann man sich kaum vorstellen. Sie sagte dann, es wäre seeeehr wenig los, blickte in Richtung Fuss der Treppe und sagte, dass da unten normalerweise das Ende der Kassenschlange wäre. Wahnsinn, wir hatten also am Sonntag Vormittag Anfang Oktober anscheinend einen echten Glücksgriff getan. Und ja, es war dann tatsächlich recht leer (10 Menschen vor uns an der Kasse) und man konnte Photos mit sehr wenigen Menschen drauf machen.

Nach der Besichtigung haben wir dann auch noch eine recht kurze Schlange für den Shuttlebus vorgefunden, der uns zum Parkplatz gebracht hat.

Am Ende der normannischen Küste wollten wir dann noch ein wenig das Landesinnere erkunden und sind daher in Richtung „normannische Schweiz“ abgebogen. Wir fanden einen wunderschönen Stellplatz mitten in der Natur. Sehr nette Aussicht auf das felsengesäumte Flusstal der Orne.

Tag 12

Am nächsten Tag ging es zuerst nach Saint-Philbert-sur-Orne, um von dort aus eine Wanderung zum Roche d’Oëtre zu machen, einem bekannten Wandergebiet in der Gegend mit schönen Aussichtspunkten und einer wirklich schönen Hügel-Fluss-Landschaft. Da kam dann fast ein wenig Sehnsucht nach der fränkischen Schweiz auf. Die Maronen, die wir da unterwegs gesammelt haben sind uns zwar auf der weiteren Reise schimmelig geworden, aber irgendwann werden wir schon noch lernen, wie man die so frisch behandeln muss, damit sie ein wenig länger halten.

Auf dem Weg nach Le Billot sind wir dann noch durch Falaise vorbei an einer imposanten Burganlage gefahren, die wir allerdings nicht besucht haben. War einfach zu spät und wir wollten noch bei Tageslicht in Le Billot ankommen.

Tag 13

Nachdem die französischen LKW-Fahrer (oder Raffinerie-Mitarbeiter oder … ) glücklicherweise beschlossen hatten, dass mal wieder ein Streik fällig wäre, wurden die Tankstellen in Frankreich eher zögerlich mit frischem Sprit versorgt. Wir hatten zwar meistens wenig Probleme zu tanken, aber so nach und nach verschlimmerte sich die Lage dann doch merklich. Also sahen wir zu, uns einigermaßen direkt auf Landstraßen in Richtung Belgien/Luxemburg zu bewegen. Es waren dann doch schon immer mehr Tankstellen mit ewig langen Schlangen oder schon leeren Tanks (Diesel 0,000€) oder eben Beschränkungen der Abgabemenge/Fahrzeug.

Von daher waren wir an diesem Tag mehrheitlich gemütlich im WoMo unterwegs, haben mal irgendwo kurz angehalten und haben unterwegs tatsächlich noch mitten auf dem Lande eine Tankstelle mit genug Diesel und ohne alle Beschränkungen gefunden. Irgendwann am frühen Nachmittag sind wir dann nach Beauvais gekommen. Schon von Weitem sah man, dass da eine größere Kirche / Kathedrale steht. Und die wollten wir dann doch mal sehen.

Was wir dann allerdings vorgefunden haben, war ein echtes Kirchenmonster. Eine riesige Fassade, verziert mit absolut filigranen Steinmetzarbeiten, ein Portal aus Holz mit wundervoll detaillierten Schnitzereien…Der absolute Wahnsinn! Eine kurze Suche bei Onkel Google förderte dann zutage, wo wir hier gelandet waren: Bei der Kathedrale handelt es sich um das höchste Kirchengewölbe der Welt. Mittendrin stand dann noch eine absolut beeindruckende astronomische Uhr aus dem 19. Jahrhundert aus ca. 90000 Einzelteilen. Wir haben da tatsächlich staunend einige Zeit verbracht, weil wir uns kaum losreissen konnten.

Irgendwann sind wir dann doch noch weitergefahren und sind mitten im Nirgendwo auf einem Stellplatz eingefahren. Amüsanterweise kam direkt hinter uns die nette Dame, die anscheinend abends immer um diese Zeit die Stellplatzgebühren von 5€ „eintreibt“ … Sie hat uns mit einem sehr freundlichen Lächeln auch gleich in einem französischen Redeschwall anscheinend auf die Schönheit der Gegend und das tolle Angebot der Umgegend aufmerksam machen wollen… Als sie dann allerdings unsere ratlosen Gesichter bemerkte (immerhin auch mit einem Lächeln), hat sie dann kurzerhand den Kofferraum aufgemacht und uns ein paar deutschsprachige Broschüren in die Hand gedrückt. Die haben wir uns dann auch tatsächlich abends angesehen, um den nächsten Tag zu planen.

Tag 14

…und diese Planung hat uns dann am nächsten Tag eben vom Stellplatz in Berneuil-sur-Aisne weiter nach Pierrefonds geführt, um die dortige Burg zu besichtigen. Eben diese Burg entpuppte sich als astreines und wunderschönes „Mittelalter – Disneyland“. Denn der Grundstock der Burg ist tatsächlich aus dem 16. Jahrhundert, aber davon ist eher nichts sichtbar. Der Rest ist aus dem 19. Jahrhundert frisch aufgebaut, um als perfektes Imitat einer mittelalterlichen Burg zu dienen. Und innendrin ist es dann auch zum Teil eine Ausstellung von interessanten „Anbauteilen aus Blech“, gefertigt von „Metallbaufirmen aus der Region“, die einem dann fertige Verzierungen für Zinnen, Gauben, Firste, usw. liefern. Echt sehr schön gemacht mit sehr interessanten Ausstellungen. Mittendrin dann auch das Modell für die Freiheitsstatue, die irgendjemand dann ja auch in Echtgröße bestellt haben muss 🙂

Der grosse Saal war leider wegen Renovierungsarbeiten gesperrt und man konnte ihn nur im Vorraum als Modell begutachten, aber das war nicht wirklich tragisch. Im Keller warteten dann noch ewig viele steinerne Grabfiguren auf ihren Einsatz. Schon seltsam, was manche Leute so sammeln 🙂

Nach der „stundenlangen“ Besichtigung (nein, es war keine Mammuttour) haben wir uns in der Bäckerei noch ein schönes Baguette geholt, um dann endlich mal was zu essen. Nach einem kurzen Snack ging es dann weiter durch die Ardennen bis zum örtlichen Stellplatz direkt an der Maas in Monthermé. Dort sind wir dann kurz durch die Stadt gelaufen, um irgendwo was zu essen. Nachdem es aber keine offenen Restaurants gab, sind wir schlussendlich an einer Imbissbude mit echt guten Burgern gelandet und haben den Tag da ausklingen lassen.

Tag 15

Regen, Regen, Regen … und keine Besserung in Sicht. Von daher hatten wir ja alles richtig gemacht und sind einfach weiter in Richtung Heimat gefahren. Quer durch die wunderschönen Ardennen weiter nach Luxemburg. Dort auf dem Weg lag noch das Tal der 7 Schlösser, das wir rein im Auto noch entlang gefahren sind. Sieht so aus, als würde sich da mal ein Abstecher lohnen, wenn man da mal wandern gehen möchte. Aber der Regen hat uns davon abgehalten noch grössere Unternehmungen zu starten. Also sind wir dann noch kurz einkaufen gegangen, um dann unseren nächsten Zwischenstopp im Spessart einzulegen. Dort sind wir dann abends noch schön Essen gegangen.

Fun-Fact (???) am Rande: Kaum waren wir über die Grenze zurück in Deutschland auf der Höhe von Trier auf der Autobahn: Schwupps, Internet weg. Es ist echt eine Schande 🙁

Tag 16

In aller Ruhe nach Hause. Unterwegs noch einen schönen Kuchen und frisches Brot gekauft…und wir haben noch das ganze Wochenende vor uns. Perfekt.

Die Route im Überblick

Teil 1 (direkt)

Teil 2 (direkt)

Direkter Link Direkter Link noch ein Link auf Google Maps (den

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